Antwerpen und Diamanten: Seit Jahrhunderten sind sie miteinander verbunden. 60% der weltweiten Diamantproduktion werden zu Schmuck verarbeitet, 40% finden Verwendung in der Industrie. Heute finden 80% des globalen Handels in Rohdiamanten in Antwerpen statt. Die meisten Diamanten werden in Indien, Thailand, China und Südost-Asien geschliffen. Aber auch in Antwerpen werden Diamanten geschliffen – dabei handelt es sich meistens um die größten, seltensten und wertvollsten Steine. 50% des weltweiten Handels in geschliffenen Diamanten werden über Antwerpen neu distribuiert in alle Teile der Welt.
Die Diamantenbranche in Antwerpen bringt Angehörige verschiedener Ethnien und Nationalitäten zusammen: Flamen, Juden, Armenier, Inder, Russen, usw. Antwerpen ist seit mehr als 500 Jahren das Zentrum des Diamantenhandels. Jahrhunderte lang waren die Juden führend in diesem Markt, aber seit etwa 25 Jahren dominieren die Inder die Branche. Der Diamantenhandel in Antwerpen basiert auf Vertrauen. Es kommt vor, dass ein Händler einem potenziellen Käufer ein Päckchen Diamanten mitgibt, ohne dass diese Transaktion vertraglich festgelegt wurde. Das Vertrauen, das in solchen Fällen gezeigt wird, ist basiert auf zwischenmenschlichen Beziehungen. Durch die starken Familienbande und andere zwischenmenschliche Beziehungen ist es andererseits schwer, von außen in die Welt des Diamantenhandels einzusteigen.
Auch auf wirtschaftlicher Ebene ist die Kombination von Antwerpen und Diamanten ein durchschlagender Erfolg. In der Branche sind 1.850 Unternehmen tätig, wovon mehr als 4.500 Diamantenhändler, die ungefähr 10.000 Mitarbeiter direkt beschäftigen. Hinzu kommt noch das Personal der Transport- und Sicherheitsunternehmen, der spezialisierten Banken, Buchhalter, Zertifizierungsstellen usw. Insgesamt bedeutet das, dass ungefähr 30.000 Menschen in der Antwerpener Diamantenbranche beschäftigt sind. Ungefähr 1000 spezialisierte Diamantbearbeiter in Antwerpen spalten, sägen, schneiden und schleifen die Rohdiamanten zu perfekt verarbeiteten Diamanten.
Auch für Touristen gibt es im Diamantenviertel einige interessante sehenswerte Orte. Das Antwerp World Diamond Center (AWDC – früher Hoher Rat für Diamanten oder HRD) ist der Dachverband und vertritt alle Berufe und Beteiligte der Branche. Außerdem gibt es das Diamond Office, die Diamantbörsen von Antwerpen (der Antwerpener Diamantkreis, die Börse für Diamantenhandel, der Diamantclub von Antwerpen, der Freie Diamantenhandel und die Federation of Belgian Diamond Bourses), aber auch Zertifizierungslabore für Diamanten, wie das IGI und HRD Antwerp (GIA ist ein amerikanisches Labor). Auch die Synagoge der sefardischen jüdischen Gemeinde, an der am 20. Oktober 1981 während des jüdischen Laubhüttenfestes eine Autobombe explodierte, wobei etwa hundert Menschen schwer verletzt wurden und 3 Menschen ums Leben kamen, ist ein Ort, an dem man kurz innehalten sollte. Seit diesem Anschlag auf die Synagoge wurden die Sicherheitsmaßnahmen im Viertel verschärft – kein Straßenverkehr, sichtbar anwesende Polizeibeamte, Sicherheitspersonal in den Gebäuden, eine doppelte Reihe Verkehrspoller am Anfang und am Ende des Viertels und sichtbare sowie unsichtbare Überwachungskameras.