Clever Anlegen bedeutet Geld so über verschiedene Anlageformen zu streuen, dass Sie einerseits in guten Zeiten solide Renditen erzielen und andererseits Verluste begrenzen, gegen Kurseinbrüche und unvorhersehbare Ereignisse abgesichert sind. Doch diese Verteilung muss regelmäßig angepasst werden, entweder weil sich die wirtschaftlichen Umstände oder die eigenen Lebensumstände verändern.
Anlegen in einem veränderlichen Wirtschaftsklima
07 Juli 21Konjunkturzyklus
Diversifikation hat viele Facetten. Anleger können zum Beispiel den Konjunkturzyklus berücksichtigen. So gibt es Sektoren die es besonders schwer haben, wenn die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung ins Stocken gerät. Denken Sie an Automobilhersteller, Hotelbetriebe, die Reisebranche, Hersteller von Luxusprodukten. Wer einen Teil seines Vermögens antizyklisch investiert, in Firmen deren wirtschaftliche Entwicklung weniger an den allgemeinen Wohlstand gekoppelt ist oder Sachanlagen, sichert sich zusätzlich ab. Ein Beispiel wären etwa Pharmahersteller, weil Krankheiten auch in Krisenzeiten behandelt werden müssen, oder Diamanthändler, weil der Wert von Diamanten weniger empfindlich gegen Konjunkturzyklen ist.
Voraussagen
Es scheint eine logische Schlussfolgerung zu sein, das eigene Geld in schlechten Zeiten in nicht-konjunkturempfindliche Betriebe und Sektoren anzulegen und am Anfang eines Aufschwungs zu prozyklischen Aktien überzugehen. So einfach ist es leider nicht, denn ein genaues Timing der Marktentwicklung ist kaum möglich. „Der Aktienmarkt hat neun der letzten fünf Rezessionen voraussagt“, sagte der legendäre Ökonom Paul Samuelson einmal. Das Gleiche gilt für Wiederbelebungen der Wirtschaft.
Man kann nicht mit Sicherheit sagen, ob am Ende einer Rezession eine neue Wirtschaftsblüte mit stetig steigenden Börsenkursen ansteht, oder nur eine kurzzeitige Erholung stattfindet, gefolgt von einem noch tieferen Absturz. Es gilt das Zitat von Mark Twain: „Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen.“ Im Nachhinein, am Ende eines Zyklus, ist es immer leicht, Analysen anzufertigen und den optimalen Zeitpunkt zu erkennen. So merkten viele Anleger zum Beispiel im Nachgang, dass sie in 2015 zu früh in den Rohstoffsektor eingetreten waren.
Unerwartete Umstände
Eine sinnvolle Diversifikation des eigenen Portfolios verändert auch mit der Zeit, je nach Bedarf und Lebensumständen. Ein Junggeselle ohne konkreten Blick auf die Zukunft kann drei Jahre später ein glücklich verheirateter Vater von Zwillingen sein. Eine defensive Anlagestrategie schmälert zwar die Rendite, ist aber mit Blick auf größere Ausgaben in der Zukunft keine schlechte Wahl und schützt vor unliebsamen Überraschungen.
Eine ähnliche Abwägung gilt auch für unterschiedliche Generationen. In jungen Jahren hat ein Anleger noch reichlich Zeit, um eine Börsenkorrektur zu überwinden und einfach auszusitzen. Bei den älteren Generationen wird es zunehmend schwieriger, kurzfristige Schwankungen auszugleichen. Im Fokus steht vor allem der Erhalt des über ein Leben erwirtschafteten Vermögens, weniger die beste Rendite. Eine gute Faustregel, um den richtigen Risikoprozentsatz zu berechnen ist hundert minus das Alter des Anlegers. Während im zarten Alter von 20 Jahren ein Aktienanteil von 80% im eigenen Portfolio durchaus sinnvoll sein kann, sind es mit 60 Jahren nur noch 40%.
Grundfehler
Viele Anleger lassen sich zu stark von den eigenen Gefühlen leiten, kaufen wenn sie sich sicher fühlen und die Kurse eher hoch sind, oft aus Angst, nicht an weiteren Wertsteigerungen teilzuhaben. Bloß nicht den Zug verpassen. Andererseits werden Wertpapiere nach starken Verlusten teils nahe dem Tiefpunkt verkauft, oft aus Angst, einen großen Teil des eigenen Geldes zu verlieren.
Unsere natürlichen Instinkte sind die schlechtesten Ratgeber, wenn es auf das Timing einer Anlage ankommt. Es ist wichtig, nicht in Panik zu geraten, wenn die Börsenkurse stark sinken. Denn auch diese, unangenehme Seite, gehört zum Anlegen. Ein kühler Kopf zahlt sich aus, der Masse zu folgen ist selten die beste Wahl.
Eine Strategie, die sich langfristig bewährt hat ist das regelmäßige Investieren, etwa über einen monatlichen Sparplan. Hier greift der sogenannte „Cost Average Effekt“, Sie kaufen einmal eher günstig, einmal eher teuer, auf lange Sicht zu einem soliden Mittelwert. Auf diese Weise vermeiden Sie einen besonders ungünstigen Zeitpunkt zum Einstieg in den Markt. Sie opfern einen Teil Ihrer potentiellen Rendite, erkaufen sich dafür aber ein großes Plus an Sicherheit.